Aufgeschlossen: Kunstmuseen

Laien in der Ausstellungsproduktion mit einbeziehen

23. Juli 2025
online, via Zoom
Moderation: Noor Mertens, Beirätin für Kunstmuseen im Museumsverband Nordrhein-Westfalen und Direktorin des Kunstmuseums Bochum

Kunstausstellungen sind eine Gattung mit einer eigenen Geschichte und impliziten Regeln. Im Gegensatz zu Ausstellungen in historischen oder alltagskulturellen Museen, die oft einen stark didaktischen Charakter haben, liegt der generelle Schwerpunkt bei Kunstausstellungen auf einer präzisen Choreographie der Werke und der ‚immanenten‘ Bedeutung des Kunstwerks selbst. Obwohl diese Ausstellungsform auch auf Kommunikation setzt, ist diese eher implizit und konzentriert sich auf die Ausdruckskraft der Kunstwerke und die Vision der Künstlerin bzw. des Künstlers. Für Publikumsgruppen, die mit den subtilen Codes und Regeln von Kunstausstellungen nicht vertraut sind, ist es oft schwieriger, Zugänge zu finden.

Wie kann ein möglichst inklusiver, niedrigschwelliger Zugang gelingen? Was kann und sollte konkret anders gemacht werden, um eine grundsätzlich andere Kommunikation zu ermöglichen? Kommunikation wird hier umfassend verstanden und betrifft die Auswahl der Werke, die Weise, wie sie kombiniert werden, die Art des Ausstellens bis hin zu begleitenden Informationen (welche wird gegeben, welche nicht, was wird betont, was nicht) und wie diese formuliert und gestaltet werden. Wie wird so ein Prozess vom Team aufgegriffen, welche unterschiedlichen Interessen spielen dabei eine Rolle? Wer soll wann eingebunden werden?

Welche Chancen sehen hier progressive Museumsmenschen, die sich einerseits der Mehrdeutigkeit bildender Kunst bewusst sind und diese in Ausstellungen würdigen wollen, andererseits Brücken zu einem breiten und diversen Publikum bauen möchten? Gemeinsam mit unseren Referierenden und Ihnen wollen wir über die Frage von Kommunikation und Autor:innenschaft unter dem Aspekt der Vielstimmigkeit von und in Ausstellungen diskutieren.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Aufgeschlossen: Kunstmuseen. Der zweite Termin findet am 20. November von 15:00 – 17:00 Uhr statt. Unter dem Titel Laien in der Ausstellungsproduktion mit einbeziehen werden wir weiter in Austausch treten.

Informationen zu den Inputs

Die junge Stimme im Museum – der TikTok Kanal der Kunsthalle Bremen von Jasmin Mickein, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kunsthalle Bremen

Mit dem Ziel eine jüngere Zielgruppe zu erreichen, launchte die Kunsthalle Bremen 2020 einen TikTok-Account und stellte schnell fest: Die Kommunikation funktioniert hier, gänzlich anders als auf anderen Social-Media-Plattformen. Um tatsächlich jüngere Menschen anzusprechen, musste also eine neue Strategie entwickelt werden. Auch vorherige Projekte haben die Strategie, die Zielgruppe sprechen und agieren zu lassen, vorangetrieben. Den Weg hin zu der Entscheidung u.a. das Mikrophon abzugehen und wie die Kommunikation über Kunst auf TikTok funktionieren kann und wie Videos mit bis zu 200.000 Views entstehen erläutert Jasmin Mickein in ihrem Vortrag.

Der Künstler Francis Alÿs hat während der Vorbereitung der Ausstellung seiner Videos und Bilder aus der Reihe Children’s Games die hinteren Ausstellungsräume an die Kinder von Köln übergeben. 50 Kinder aus 2 Grund- und Hauptschulklassen haben den künstlerischen und kindlichen Spirit der Werke in die von ihnen kuratierten Räume übersetzt. In eineinhalb Jahren haben sie aus der Sammlung des Museums 40 Werke ausgewählt, die sie nun in einem Kindermuseum zeigen und kommentieren, dazu haben sie eine freie Spielzone entwickelt.

Ein wunderschönes Experiment und ein Hürdenlauf mit Überraschungen – für die Kinder und auch für das Museum Ludwig als Institution. Die Ausstellung wird sehr gut angenommen und ist bis zum 3. August zu sehen.

Mit der Ausstellung Zwischenwände zeigt das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr künstlerische Arbeiten und Forschungen von Studierenden zur Kunst am Bau an Schulen. Die Ausstellung reflektiert die Wahrnehmung von Kunst am Bau im schulischen Kontext und öffnet zeitgenössische Zukunftsperspektiven und zeigt den Blick einer Generation, die sich einer differenzierten, inklusiven und diversen künstlerischen Sprache zugehörig fühlt. Mit Ihrem Praxisbericht aus dem Museum zeigt Barbara Walter, wie vielfältige Kommunikation in Museen aussehen kann.