Online-Frühjahrstagung des Museumsverbands Nordrhein-Westfalen
IMPULS NRW 2024
Neue Partnerschaften für Nachhaltigkeit
15. April 2024
Online-Frühjahrstagung des Museumsverbands Nordrhein-Westfalen
IMPULS NRW 2024
Neue Partnerschaften für Nachhaltigkeit
15. April 2024
Beim diesjährigen IMPULS NRW haben wir anhand der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) beleuchtet, durch welche Partnerschaften Museen nachhaltiger werden können und welche Fähigkeiten sowie Strukturen wir benötigen, um Kooperationen mit Partner:innen außerhalb des Museumsbereichs umzusetzen. Dabei haben wir Nachhaltigkeit nicht nur als ökologischen Faktor verstanden, sondern haben ebenfalls beleuchtet, was Museen langfristig zu einem stabilen Teil des Netzwerks aus Natur, Kultur und Gesellschaft macht.
Nach Ankommen und Einfinden im digitalen Raum begrüßte Dr. Doreen Mölders, Vorsitzende des Museumsverbands Nordrhein-Westfalen die Anwesenden herzlich. Im anschließenden dialogischen Grußwort von Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe und Doreen Mölders stellten beide besonders heraus, dass Probleme gemeinschaftlich angegangen werden müssen und Krisenbetrachtung divers geschehen müsse, um Probleme nachhaltig beheben zu können. Außerdem stecke in jedem Wandel eine Chance für Veränderung. Es sei umso wichtiger, Problempunkte mit Expert:innen anzugehen, neue Netzwerke zu knüpfen und über den Tellerrand der Kultur hinaus zu schauen.
Im Anschluss haben die beiden Keynote-Sprecher:innen Dr. Julia Römhild von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Dr. Patrick S. Föhl vom Netzwerk Kulturberatung thematisch in die Tagung eingeleitet.
Dr. Julia Römhild, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Museen und ihr Weg von einer nachhaltigen Kultur zu einer Kultur der Nachhaltigkeit
Julia Römhild ist in ihrem Input der Frage auf den Grund gegangen, welche Rolle Museen als Change Agents bezüglich der Verwirklichung der 17 Sustainable Development Goals der United Nations einnehmen können. Zunächst wurden einführend zentrale Begrifflichkeiten rund um Nachhaltigkeit und Kultur erläutert. Sie hat außerdem aufgezeigt, wie die SDGs entstanden sind und wie diese im Kulturbereich angewendet werden können. Dabei hat sie besonders hervorgehoben, das Ziele ausgewählt und priorisiert und klare Zielindikatoren definiert werden müssen.
Dr. Julia Römhild ist Akademische Rätin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und koordiniert und lehrt im Masterstudiengang Kunstvermittlung und Kulturmanagement. In ihren aktuellen Forschungsarbeiten befasst sie sich insbesondere mit Fragestellungen im Bereich des Kulturmarketing und -managements, der Nachhaltigkeit von Kulturbetrieben sowie mit Methoden der Publikumsforschung und Impact-Messung.
Dr. Patrick S. Föhl, Netzwerk Kulturberatung: Kooperationen im Kulturbereich – Miteinander Transformation gestalten
Patrick Föhl hat sich in seinem Vortrag auf Transformation mittels Kooperationen gewidmet. Er hat hervorgehoben, dass die Grenzen von Einrichtungen, künstlerischen Projekten und der Kultursektoren insgesamt durchlässiger werden und viele wichtige kulturelle Transformationsfelder wie die Kulturelle Teilhabe oder ökologische Nachhaltigkeit ohne Zusammenarbeit nicht denkbar sind. Allerdings seien Kooperationen kein Selbstzweck. Sie bräuchten Ziele, Inhalte und vor allem kreative Gestalter:innen, die im Zusammenwirken Sinn erfahren und miteinander mehr erreichen können als alleine. Es sei wichtig zu verstehen, dass Transformationsprozesse langfristig sind und ein stetiges Umdenken, Weiter- und Neuerarbeiten erfordern.
Dr. phil. Patrick S. Föhl, geboren 1978 in Berlin-Kreuzberg, Gründer und Direktor des »Netzwerks für Kulturberatung« in Berlin. Er ist ein internationaler Kulturentwicklungsplaner und Kulturmanagement-Trainer. Seit 2004 war er für über 40 partizipative Kulturplanungsprojekte verantwortlich. Als Redner, Coach und Trainer arbeitet er weltweit an Universitäten und Institutionen. Er publiziert regelmäßig in den Bereichen Kulturpolitik und Kulturmanagement. Seit 2014 ist er aktiv in die Entwicklung und Durchführung unterschiedlicher kultureller Transformations- und Empowerment-Projekte des Goethe-Instituts Ukraine eingebunden. Von 2016 bis 2021 war er Beirat in der Abteilung »Bildung und Diskurse« des Goethe-Instituts. Weitere Informationen: www.netzwerk-kulturberatung.de
Bei der Ideenbörse haben wir in Breakout-Räumen über den Tellerrand der Kultur hinaus geblickt: Dafür haben wir zu einigen der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung gesellschaftliche Gruppen, Institutionen und öffentliche Organisationen eingeladen. Diese standen als Impulsgeber:innen bereit, um sich vorzustellen und sich gemeinsam mit den Teilnehmenden über weitere mögliche Initiativen in den jeweiligen Themenfeldern auszutauschen.
Werfen Sie nochmal einen Blick auf die Impulsgeber:innen der Ideenbörse:
Hier finden Sie alle Partner:innen aus den thematischen Breakout-Räumen der Ideenbörse:
SDG 1: Keine Armut → fiftyfifty / Asphalt e.V.
fiftyfifty / Asphalt e.V. aus Düsseldorf ist ein gemeinnütziger Verein zur Hilfe von obdachlosen und armen Menschen und Herausgeber der gleichnamigen Straßenzeitung. Der Verein hat sich der nachhaltigen Armutsbekämpfung verschrieben. Mit „Housing-First“ bringt er Menschen dauerhaft von der Straße. Finanziert wird dies zu einem Großteil über Kunstspenden. Mehr Infos unter: www.fiftyfifty-galerie.de
Referentin: Mona Monsieur
SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen → kubia
kubia – Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung im Alter und inklusive Kultur: Entfalten statt Liften: Kultur- und Museumsteilhabe im Alter: Kulturteilhabe im Alter ist ein facettenreiches und lebendiges Feld und wirkt außerdem positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden. kubia unterstützt Kulturakteur*innen in NRW mit Beratung, Förderung, Weiterbildung, Forschung und Wissen in der Gestaltung einer altersfreundlichen und inklusiven Kulturlandschaft. Was das mit Gesundheit, Wohlbefinden und Kooperationen zu tun hat, ist Thema in dieser Break-Out-Session. Mehr Infos unter: www.kubia.nrw
Referentin: Imke Nagel
SDG 4: Hochwertige Bildung → Bildungspartner NRW
Die Geschäftsstelle Bildungspartner NRW ist die zentrale Fach- und Koordinierungsstelle für die Zusammenarbeit von Schulen und kommunalen Bildungs- und Kultureinrichtungen. Wir engagieren uns für die Öffnung von Schule und das außerschulische Lernen. Seit 2005 unterstützen und fördern wir im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen sowie der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe systematische und langfristige Bildungspartnerschaften. Weitere Infos: www.bildungspartner.schulministerium.nrw.de
Referent:innen: Johannes Versante und Maj-Britt Schröder
SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum → Arbeit und Leben e.V.
Arbeit und Leben ist die Weiterbildungseinrichtung des Deutschen Gewerkschaftsbund und der Volkshochschulen in NRW. Diese Bildungspartnerschaft ist das Fundament von 75 Jahren erfolgreicher Bildungsarbeit. Wir erschließen politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenhänge. Den gesellschaftlichen Wandel aktiv und kritisch mitgestalten, heißt für uns: Problemlagen offenlegen, Interessen klären und soziale Lösungen entwickeln. Mehr Infos unter: www.arbeitundleben.nrw
Referent:innen: Kai Schulz, Gabriela Schmitt
SDG 10: Weniger Ungleichheiten → Multaka: Treffpunkt Museum
Das Projekt „Multaka: Treffpunkt Museum“, 2015 vom Museum für Islamische Kunst (Berlin) initiiert, macht es sich zum Ziel, den interkulturellen Austausch durch die aktive kulturelle Beteiligung von Menschen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung zu fördern und zu einer Diversifizierung von Narrativen innerhalb von Kultureinrichtungen beizutragen. In Anlehnung an das Ziel 17 „Partnerschaften“ (SDGs) gehen wir gemeinsam mit den Teilnehmenden der Frage nach, wie nachhaltige (museale) Zusammenarbeit partizipatorisch gestaltet werden kann. Dabei werden ebenso Herausforderungen beleuchtet, die sich für diversitätsorientierte Programmdimensionen (Personal, Publikum, Programm) stellen, als auch Handlungsempfehlungen für alle Interessierten mitgegeben. Mehr Infos unter: multaka.de/
Referentinnen: Sandy Albahari und Sarah Fortmann-Hijazi
SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden → Neue Auftraggeber
Neue Auftraggeber – das sind wir alle! Wie Kunst im Bürgerauftrag nachhaltig Städte und Gemeinden verändert: Lange konnten nur wenige Privilegierte ein Kunstwerk in Auftrag geben. Neue Auftraggeber ist ein innovatives Modell, mit dem alle das können. Bürgerschaftliche Gruppen stoßen darin gemeinnützige, öffentliche Kunstprojekte mit überregionaler Strahlkraft an, die sich mit ihren drängenden Anliegen auseinandersetzen. Als Neue Auftraggeber treffen die Bürger:innen alle wesentlichen Entscheidungen, übernehmen Verantwortung für ihren Auftrag – und erhalten Mitsprache bei der nachhaltigen Gestaltung ihres Lebensumfeldes.
Wie Kunst im Bürgerauftrag nach dem vielfach erprobten Modell verläuft, was für Möglichkeiten und Chancen es Kulturinstitutionen bietet und unter welchen Voraussetzungen und in welchen Rollen diese mit dem Modell Neue Auftraggeber arbeiten können, darüber spricht Susanne Burmester, Mediatorin in Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzende der Gesellschaft für Kunst und Mediation im Bürgerauftrag e.V. Mehr Infos unter: www.neueauftraggeber.de
Referentin: Susanne Burmester
SDG 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion → Verbraucherzentrale NRW
„Einfach machen! Ideen für nachhaltigen Konsum“ – Eine Wanderausstellung der Verbraucherzentrale NRW: Mit dieser Ausstellung zeigt die Verbraucherzentrale NRW, mit welchen Konsumentscheidungen wir alle einen Teil zu unseren Nachhaltigkeitszielen beitragen können. Gleichzeitig verdeutlicht sie, wo die Politik unterstützen sollte, damit nachhaltiger Konsum einfach(er) machbar wird. Mehr Infos zur Wanderausstellung finden Sie hier.
Referentin: Susett Heise
SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz → Museums For Future Germany
Museums For Future Germany ist ein Netzwerk von Institutionen und Individuen, die Wissenschaftler*innen und die Klimabewegung unterstützen. Mit unserer Arbeit möchten wir zeigen, wie Museen ihren Beitrag zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens leisten können. Dazu haben wir vier Ziele in unserer Deklaration definiert: 1. Unterstützung der Klimabewegung, 2. Kommunikation an die Öffentlichkeit, 3. Transformation musealer Institutionen und 4. Bewusstsein in unseren Netzwerken verbreiten. Mehr Infos unter: museumsforfuture.org/
Referentin: Alia van den Berg
SDG 14: Leben unter Wasser & SDG 15: Leben an Land → Aquazoo Löbbecke Museum
Aquazoo Löbbecke Museum – Leben an Land und unter Wasser: Wie Museen der Biodiversitätskrise begegnen können: Schätzungen gehen davon aus, dass täglich 130 bis 150 Organismenarten aussterben – oft, bevor sie von der Menschheit überhaupt entdeckt wurden. Damit gehen sie nicht nur der Natur verloren. Der Verlust der Artenvielfalt wirkt sich auch direkt auf den Menschen aus: Ökosystemleistungen, die von Pflanzen, Tieren und anderen Lebewesen für uns erbracht werden, wie etwa die Bestäubung von (Nutz)pflanzen, die Reinigung von Wasser und Luft oder die Gesunderhaltung der Böden für die Land- und Forstwirtschaft können ohne ein stabiles Netz an Lebewesen nicht weiter funktionieren. Der ökonomische Wert dieser Leistungen liegt in Billionenhöhe. Aufgrund der komplexen Vernetzung der Lebewesen untereinander ist darüber hinaus oft nicht klar, welche Konsequenzen das Aussterben der einen Art auf eine andere und das globale Ökosystem insgesamt hat. Wir sind also gut beraten, jede Art und jeden Lebensraum zu erhalten, den wir retten können. Der Verlust der Artenvielfalt lässt sich ebenso wie der Klimawandel direkt mit unserem Verhalten als Menschheit in Verbindung bringen, beide Phänomene sind gleichermaßen „anthropogen“. Der erhebliche Einfluss, den wir Menschen auf die Natur haben, muss aber nicht nur negativ sein. Diese Situation bedeutet auch, dass wir die Macht haben, dem Sterben entgegenzuwirken. Diese Breakout-Session wird den Museen NRWs spartenübergreifend nützliche Hinweise geben, wie auch mit wenig Geld, wenig Personal und ohne komplexe Konzepte oder Drittmittelanträge dem Artensterben begegnet werden kann. Kleine, lokale Maßnahmen können bereits viel bewirken. Museen, die bereits jetzt mit best practice-Beispielen aufwarten können, sind herzlich eingeladen, sich im Vorfeld der Tagung an Stefan Curth zu wenden, um sich an der Breakout-Session zu beteiligen!
Referent: Dr. Stefan Curth
SDG 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen → Angry Cripples
Angry Cripples: Das Thema ‚Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen‘ kann nicht ohne Inklusion stattfinden. Inklusion bedeutet, dass wir mit behinderten Menschen sprechen, statt über sie. Dass wir ihre Stimmen hören und Barrierefreiheitsanforderungen ernst nehmen. Angry Cripples fordert selbstbestimmt Empowerment! Mehr Infos unter: www.angrycripples.com
Referentin: Alina Buschmann